Fachtag "Demokratie in Gefahr?" - Bremen 23.10.2019
09.09.2019 | Rechtspopulistische Parteien und autoritäre Bewegungen erhalten zunehmend europaweit und gesellschaftsübergreifend Zuspruch. Die eigene Lebenswelt scheint immer komplexer. Eine Antwort darauf ist die Zunahme antidemokratischer Tendenzen und die Einschränkung persönlicher Grundrechte. Die Flucht ins Autoritäre erscheint vielen verheißungsvoll. Aber was macht rechte, autoritäre Lösungsansätze so attraktiv?
Mittwoch 23.10.2019 - 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Im MartinsClub (m|Centrum, Buntentorsteinweg 24/26) und Kulturzentrum Kukoon (Buntentorsteinweg 29), 28201 Bremen
Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Die Veranstaltungsräume sind barrierefrei erreichbar.
Die Kooperation »Verantwortung übernehmen im Norden« möchte mit dem Fachtag Einblicke in interdisziplinäre Erklärungsmodelle für die Abkehr von Demokratie und der Hinwendung zu autoritären Strukturen geben. Neben dem Einfluss von sozioökonomischen und machtorientierten Interessen wird die Bedeutung sozialer Konflikte herangezogen, genauso wie sozialpsychologische Erklärungsansätze.
Anschließende Workshops bieten die Möglichkeit zur praktischen Auseinandersetzung mit der Frage: »Was meint eigentlich Demokratie?« – und wie kann man sie gestalten und bewahren?
VORTRÄGE:
Gesellschaftliche Desintegrationsprozesse
Eine Gefahr für die Demokratie? Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf autoritäre Entwicklungen in Gesellschaft und Politik
Lynn Berg (Wissenschaftliche Referentin, Leitung Themenbereich Rechtspopulismus, soziale Frage und Demokratie, FGW, Düsseldorf)
Die Wiederkehr des Autoritären Charakters.
Warum extrem rechte Weltanschauungen affektiv attraktiv wirken können.
Dr. Sebastian Winter (Verwaltungsprofessur für Heilpädagogik, Hochschule Hannover, Mitherausgeber Freie Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie)
WORKSHOPS:
1. Gemeinsam Integration und sozialen Wandel in Kommunen gestalten
Immer wieder kommt es in Kommunen zu Konflikten im Kontext Migration und Integration. Diese unbearbeitet zu lassen, verstärkt Desintegrationsprozesse. Im Workshop werden Möglichkeiten der kommunalen Konfliktberatung in diesem Zusammenhang diskutiert. Das Forum Ziviler Friedensdienst und das Regionalzentrum für demokratische Kultur Westmecklenburg stellen ihre Beratungsansätze, Erfahrungen und Methoden am Beispiel der Stadt Ludwigslust dar. Was sind in diesem Kontext kommunale Konflikte und wie gehen Kommunen mit diesen um? Wie kann demokratische Teilhabe für alle ermöglicht werden und wodurch?
Referent*innen: Antonie Armbruster-Petersen (Kommunale Konfliktberaterin in Ludwigslust, Forum Ziviler Friedensdienst), Mirko Kurmann (Regionalzentrum für demokratische Kultur Westmecklenburg)
2. Gehirnwäsche oder Selbstbestimmung?
Einflussnahme von Sozialen Medien auf die Meinungsbildung
Soziale Medien ermöglichen Nutzerinnen und Nutzern den Zugang zu einer Vielzahl an Meinungen und Informationen sowie die aktive Beteiligung an öffentlichen Debatten. Inwiefern können Sozialen Medien in Zeiten von Sozial Bots, Fake News und algorithmischen Verschränkungen das öffentliche Meinungsklima beeinflussen? Sind wir Sozialen Medien und ihren technischen Besonderheiten hilflos ausgeliefert und was können wir tun, um einer möglichen Gefährdung der Demokratie und einem einseitigen Einfluss auf die Meinungsbildung durch Soziale Medien entgegenzuwirken?
Diese und viele weitere Fragen kursieren aktuell in öffentlichen Debatten und berühren damit eine Reihe von wichtigen medienpädagogischen Themenfeldern. Anknüpfend an diese Fragen sollen Potenziale, Ansprüche und Fallstricke digitaler Medien für die demokratische Meinungsbildung aufgezeigt und vor dem Hintergrund der individuellen Erfahrungen der Teilnehmenden diskutiert werden.
Referent*innen: Dr. Josephine B. Schmitt (Center for Advanced Internet Studies (CAIS), Bochum), Julian Ernst (Arbeitsbereich für Interkulturelle
Bildungsforschung, Universität zu Köln)
3. Die Neue Rechte
Neuer Wein in alten Schläuchen?
Bücher der Neuen Rechten erscheinen auf Bestsellerlisten, ihre Inhalte werden in Talkshows verbreitet und Aktionen ihrer Anhänger*innen füllen Titelseiten von Tageszeitungen. In den seltensten Fällen wird dabei die zugrundeliegende Ideologie beleuchtet. Diese schürt Ängste vor gesellschaftlichen Veränderungen und gibt sich dabei in einer vermeintlichen Distanz zur gesellschaftlich oft negativ belegten »alten Rechten«. Ihre Strategie ist, die Grenze des Sagbaren immer weiter zu verschieben und damit Werte der Aufklärung verhandelbar zu machen. Dieser Versuch geht auf, wenn sich die Konzepte und Begriffe der sogenannten Neuen Rechten in der Gesellschaft verbreiten und unwidersprochen stehen bleiben. Wir schauen uns Ideologie, Selbstverständnis, Aktionsformen, Argumentationen sowie Verbindungen zu anderen Gruppierungen in der extremen Rechten an.
Referent: Achim Bröhenhorst (Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen, Bereich Prävention von Rechtsextremismus)
4. Seitenwahl – ein Projekt zur Radikalisierungsprävention
Wir sensibilisieren in den Themenfeldern Vorurteil, Rechtsextremismus und Rechtsradikalisierung. Dazu gehen wir u.a. an Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe. Unsere Workshops- und Seminarangebote richten sich an Schüler*innen und jugendliche Peers. Die erreichten Multiplikator*innen werden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und bei ihrer Entwicklung zu politisch denkenden und handelnden Menschen unterstützt. Das Projekt ist ein Modellprojekt, das durch das Bundesprogramm »Demokratie leben!« und der Stadt Wolfsburg gefördert wird.
Im Workshop stellen wir die Arbeit des Projektes Seitenwahl vor und führen exemplarisch einige Übungen durch.
Referentin: Barbara Haferkamp- Weber (Seitenwahl: Projekt zur Radikalisierungsprävention, Zentrum Demokratische Bildung)
5. Engagement stärken, Demokratie vermitteln!
Impulse für Demokratie am Beispiel des Aktionskalenders 2019/2020
In dem Workshop wird gemeinsam erarbeitet, wie junge Menschen Demokratie erfahren und erlernen. Hierzu wird ein demokratiepädagogisches Angebot – der „Aktionskalender 2019/2020: Impulse für Demokratie“ genutzt. Zunächst werden demokratiepädagogische Erwägungen zur Vermittlung eines demokratischen Bewusstseins, die auch dem Kalender zugrunde liegen, besprochen. Es schließen sich praktische Übungen an, die anhand einzelner Impulse aus dem Aktionskalender durchgeführt werden. Abschließend bündeln wir die gewonnenen Erkenntnisse und ziehen weiterführende Schlüsse für die demokratiebildende Arbeit in diversen Kontexten.
Referentin: Medi Kuhlemann, Fachstelle für Demokratiepädagogik der Aktion Kinder- und Jugendschutz SH e.V. und Landeskoordination für Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, Marianne Witt, Kontakt- und Fachstelle für Partnerschaften für Demokratie, Landesdemokratiezentrum Schleswig-Holstein
6. Demokratie in Betrieb und Dienststelle
Referent: Mach’ meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus e.V.)
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die durch demokratie-, menschen- oder verfassungsfeindliche Äußerungen oder Handlungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zu unseren Veranstaltungen zu verwehren oder sie von diesen auszuschließen. Hierzu zählen insbesondere Personen, die neonazistischen oder extrem rechten oder sonst extremistischen Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten oder sonst einer extremistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, sexistische, homosexuellen- oder transfeindliche Äußerungen oder Handlungen in Erscheinung getreten sind.